Warum Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler LaTeX zu Recht lieben
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 14:00 Uhr. HR2.03.
Gleich vorneweg: Das Programm wird «Latech» ausgesprochen und hat mit dem Saft des Kautschukbaums oder seinem synthetischen Pendant wenig zu tun. Und versatiler als sein Homonym ist es obendrauf.
Dr. Andreas Schärer macht an diesem Mittwoch keinen Hehl daraus: Dieser Uni-Nachmittag kommt einer Werbeveranstaltung für das Textsatzsystem LaTeX gleich. Dennoch wird keine der teilnehmenden Personen am Ende der Veranstaltung behaupten können, die Begeisterung des Referenten für die Software sei ein Gimmick gewesen. Die Leidenschaft ist echt.
Zu Beginn der Veranstaltung erläutert unser Mathe-, Physik- und Informatiklehrer den Zuschauenden, was LaTeX denn eigentlich sei und wie es mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen wie Word von Microsoft verglichen werden könne. Entsprechend erfährt man, dass Word dem WYSIWYG- und LaTeX dem WYSIWYM-Prinzip [What You See Is What You Get / Mean] folgt. Dies sei anhand eines Beispiels erklärt: In Word verwandelt man einen bestimmten Textteil in eine Überschrift, indem man den entsprechenden Teil markiert und die gewünschte Formatvorlage in der Menüleiste anwählt. Arbeitet man mit LaTeX, bedarf es eines entsprechenden Codes, z. B. \section{Textteil}. Tatsächlich erinnert die Handhabung LaTeXs ans Programmieren, was einzelne potenzielle Nutzerinnen und Nutzer begeistern, andere abschrecken dürfte.
Auf Letzteres ist Andreas Schärer vorbereitet. Er gibt zu, dass der Einstieg in das Verfassen von Dokumenten mit «TeX» einen höheren Initialaufwand – verglichen mit Word – bedeutet, da man beispielsweise diverse Software herunterladen und installieren sowie die nötigen Befehle kennenlernen muss. Doch die Liste der Vorteile, die er nennen kann, wiegt den hohen Schwierigkeitsgrad beim Einstieg locker auf: In erster Linie ist LaTeX seinem Microsoft-Pendant im Eingeben und Darstellen von mathematischen Formeln und Programmiercode haushoch überlegen – wie einzelne eingangs eher skeptische Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim späteren Ausprobieren des Programms neidlos anerkennen werden. Wenn es also darum geht, naturwissenschaftliche (Matura-)Arbeiten oder Skripts für den Mathematik- und Physikunterricht zu verfassen, ist einem objektiv betrachtet die Wahl des Textprogrammes abgenommen. Dazu kommt, dass LaTeX keine Probleme mit sehr grossen, komplexen Dokumenten hat, man also keine Angst haben muss, dass bei der Bearbeitung solcher das Programm abstürzt und Daten verloren gehen. Nicht zuletzt ist LaTeX ausserdem gratis und open source; man vermeidet damit also, sich in eine gewisse Abhängigkeit von grossen Firmen wie Microsoft zu begeben.
Dass er wirklich an das von ihm vorgestellte Softwarepaket glaubt, beweist Dr. Schärer im zweiten Teil seines Uni-Nachmittags, indem er sich genügend Zeit nimmt, um jedem einzelnen Publikumsmitglied – egal wie versiert im Umgang mit Computern und Software – das Experimentieren mit LaTeX zu ermöglichen. Vielen scheint dieses Pröbeln auch wirklich zu gefallen und ab und zu ist ein Ausruf der Überraschung oder Begeisterung zu vernehmen.
Abschliessend zeigt Herr Schärer den Schülerinnen und Schülern dann auch noch vereinzelt Komplexeres, z. B. wie man mit LaTeX mathematische Formeln grafisch darstellen lassen kann, und weiht sie in kleinere Tipps und Tricks ein, die das Arbeiten mit dem Programm erleichtern können. Er lässt auch durchblicken, dass er bei Fragen zu «TeX» immer gerne zur Verfügung steht und die eine oder andere Vorlage, z. B. für Maturaarbeiten, in petto hat und für Interessierte kopierbereit hält. Spätestens nach Abschluss der Veranstaltung kann interessierten Schülerinnen und Schülern nur wärmstens empfohlen werden, dieses Angebot anzunehmen.
Gabriele Desantis, 07.12.2025