Realitätstraining in der Lernarena

AMRISWIL – Polizeischule Ostschweiz, kurz vor 13:30 Uhr. «Du bekommst immer den Fall, den du gerade brauchst», schmunzelt Einsatzleiter Marc Bigler (37), kurz bevor er das Szenario 1 eröffnet: Auf dem Polizeiposten trifft die Meldung ein, im SBB-Büro sei ein widerspenstiger Schwarzfahrer, der sich weigere, sich auszuweisen. Eine Zweier-Patrouille bestätigt die Eingangsmeldung, rückt sofort aus, unter der kritischen Beobachtung der heutigen Gäste.
Szenario-Trainings
Jugendliche des Fachs «Angewandte Soziologie» (Kantonsschule Romanshorn) haben heute die Möglichkeit, live an den Szenario-Trainings der Polizei-Aspirantinnen und -Aspiranten teilzunehmen. In einer Lernarena aus zwei komplett eingerichteten Wohnungen werden Alltagssituationen wie «Personenkontrolle», «Fürsorgerische Unterbringung» oder «Häusliche Gewalt» mit professionellen Schauspieler:innen realitätsnah inszeniert. Ein Operator überträgt die Szenen aus dem Regieraum ins Klassenzimmer, wo das polizeiliche Verhalten und die taktische Kommunikation reflektiert werden.
Geschützte Lernumgebung
Realitätstraining nennt sich diese Art des Unterrichts, die schweizweit einzigartig ist. «Die Lernarena bietet eine geschützte Lernumgebung, in der Fehler gemacht werden dürfen», sagt Patrick Donatsch, Bereichsleiter QM & Bildung. Nach über drei Stunden verlassen die heutigen Gäste die Polizeischule mit der Erkenntnis, dass im realen Leben alles viel länger dauert als im Film.
Teil einer starken Gemeinschaft
«Der Besuch der Polizeischule hat mir nicht nur gezeigt, wie vielseitig und anspruchsvoll der Polizeiberuf ist, sondern auch mein Interesse daran noch mehr geweckt», schreibt Kiara Da Silva Ferreira in ihrer Reflexion. «Ich könnte mir sehr gut vorstellen, diesen Beruf später selbst auszuüben: Menschen helfen, für Gerechtigkeit sorgen und Teil einer starken Gemeinschaft sein.» Ein praxis- und problemorientierter Einblick in «Angewandte Polizeipsychologie».
Mark Riklin
Mark Riklin, 28.05.2025