Das Diebesgut der englischen Sprache
Welche Menge an Lehnwörtern das Englische aufweist und wie eng es mit anderen Sprachen verwandt ist, illustriert unsere Englisch- und Geschichtslehrerin Salome White in ihrer Einführungsvorlesung zur historischen Linguistik (Sprachwissenschaft) an den Uninachmittagen der KSR.
Welch grossen Einfluss das Englische heutzutage ausübt, ist den meisten bewusst; dass es aber umgekehrt auch von anderen Sprachen profitiert und deren Wortschatz integriert hat, vielen zu wenig. Um unsere Maturandinnen und Maturanden dafür zu sensibilisieren, zeigt Salome White die Entwicklung der englischen Sprache auf. Während beispielsweise das Altenglische im Germanischen verwurzelt ist, ist das Mittelenglische mit dem Französischen und Lateinischen verknüpft, was den historischen Ereignissen geschuldet ist, die sich massgeblich auf die Sprache niederschlagen. Diese Relation zwischen Historie und Sprache ist es auch, für die sich Salome White begeistert und die sie den Teilnehmenden erläutern möchte. Das Interesse über die Literatur hinaus für die Sprachwissenschaft zu wecken, die aus mehr als nur Grammatik besteht, ist ihr Anliegen, gerade auch wenn es darum geht, linguistische Prozesse einzuschätzen und eine Haltung zu entwickeln. Setzt man sich für den Sprachschutz, für die Reinhaltung und Konservierung einer Sprache ein? Oder fördert man den Sprachenaustausch und somit auch deren Vermischung? Schon zu Shakespeares Zeiten hat man sich diese Fragen gestellt, die auch heute nicht an Aktualität eingebüsst haben, betrachtet man Petitionen nach dem Brexit, die auf sprachliche Reinhaltung pochen und gleichzeitig aus rund 50% an Lehnwörtern aus dem Französischen bestehen. Daran wird auch ersichtlich, dass Englisch und Französisch viel mehr Gemeinsamkeiten aufweisen, als unsere Schülerinnen und Schüler glauben.
Mélanie-Chantal Deiss, 27.11.2024