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Geschichte(n) fotografisch einfangen

Geschichte(n) fotografisch einfangen

Bei ihrer Vernissage zur Ausstellung "everything, in time" zeigt die bildende Künstlerin und ehemalige Schülerin Thi My Lien Nguyen auf, wie sich ihre multikulturelle Identität und ihr multimediales Schaffen gegenseitig bedingen.

Was stiftet Identität? Was bedeutet Migration? Solchen Fragen stellt sich Thi My Lien Nguyen infolge ihrer diasporischen Erfahrung. Entlang von Bräuchen wie dem Ahnenkult in Three Grains of Rice and Some Gold begibt sie sich auf Spurensuche nach ihrer vietnamesischen Herkunft, rückt im Gespür für räumliche Atmosphäre die Bedeutsamkeit von Alltagsszenen, von kleinen Ausschnitten der Realität in den Vordergrund. Das durch Fotografie sichtbar und präsent zu machen, was sich gängigen Klischees entzieht, was an Kulturellem unbekannt ist und oft verborgen bleibt, ist ihr Anliegen. Thi My Lien Nguyen möchte zu einem offenen Diskurs anregen, auf den unsere ihre Vernissage besuchenden Schülerinnen und Schüler des Schwerpunkt- und Ergänzungsfachs Bildnerisches Gestalten gerade auch im persönlichen Gespräch zum Schluss eintreten. Diese interessiert Thi My Lien Nguyens Rolle als Fotografin, wann sie digital, wann analog arbeitet, wann sie Bilder mit Text versetzt, wie sie durch Bildgrösse, Rahmen und Material priorisiert und wie durchdacht sie vorgeht. Vieles ergibt sich im Fluss, wie Thi My Lien Nguyen zugibt. Genau dieser Prozess, das stetige Ausprobieren und Sammeln von Erfahrung, ist es auch, was sie zur Selbstständigkeit geführt hat. Zudem betreibt sie als Fotografin diverse Dienstleistungsaufträge und geht Projekten wie dem „Mili's Supperclub" nach, wo unterschiedliche Menschen, Kulturen und Generationen an einem Tisch vereint werden. Vor zehn Jahren, nach ihrem Abschluss an unserer Kanti, hätte sie nicht gedacht, da zu stehen, wo sie es heute als Künstlerin tut. Diese Tatsache dürfte auch unseren Schülerinnen und Schülern als Impuls geblieben sein, sich den eigenen Interessen und Themen anzunehmen, so dass sich der Weg von selbst abzeichnet.   

Foto: Fabio Meier

Mélanie-Chantal Deiss, 29.02.2024