Epische Theaterexkursion – Die 3Ma (er)lebt Brechts Leben des Galilei

Welchen Ungerechtigkeiten steht die heutige Gesellschaft gegenüber? Welche Heldinnen brauchen wir dringend? Brauchen wir sie überhaupt?
Am Mittwochnachmittag, 20. September 2023, machte sich die Klasse 3Ma auf den Weg nach Zürich, um im Schauspielhaus Nicolas Stemanns Inszenierung von Brechts Drama Leben des Galilei zu erleben. Vorbereitend hatte die Klasse seit Beginn des Schuljahres das Drama gelesen und im Deutschunterricht behandelt.
Zur Einstimmung besuchten die Schülerinnen und Schüler wenige Stunden vor der Vorstellung einen Workshop bei der Theaterpädagogin Manuela Runge. Der Fokus der Veranstaltung lag darauf, den Lernenden das epische Theater nach Brecht näherzubringen und ihnen aufzuzeigen, wie es vom Zürcher Ensemble in seiner Galilei-Inszenierung interpretiert wird. Letzteres sollte vor allem den eher unerfahrenen Theaterbesucherinnen und -besuchern der Klasse den Zugang erleichtern, da zum Beispiel die Mehrfachbesetzung einzelner Figuren oder die Sparsamkeit im Einsatz von Kostümen und Requisiten durchaus für Verwirrung sorgen kann. Andererseits hatten die Lernenden die Möglichkeit, in praktischen Übungen ihrer Kreativität Raum zu gewähren und ihre eigenen Schauspielfähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Basis war eine der letzten Szenen des Dramas: Galilei hat gerade unter Androhung der Folter seine Lehren von den Bewegungen der Gestirne vor der Inquisition widerrufen. Andrea, der es kaum fassen kann, ruft aus: Unglücklich das Land, das keine Helden hat! Galileis Antwort: Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Daraus abgeleitet sollten die Schülerinnen und Schüler dann mithilfe von Standbildern aufzeigen, welche Missstände denn in unserer Zeit vorherrschen und welche Heldinnen oder Helden in Frage kämen, um diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.
Im ersten Moment entpuppte sich diese Übung als keine leichte Aufgabe. Doch letztlich griffen die Gruppen Themen wie Armut, Hunger, Ungleichberechtigung und Diskriminierung auf und stellten ihre Ideen überzeugend zur Schau.
Nach einer einstündigen Verpflegungspause ging dann auch die Vorstellung schon los und die 3Ma kam trotz der langen Sitz-Zeit – insgesamt fast drei Stunden inklusive 20-minütiger Pause – in den Genuss der Vorführung.
Trotz der beachtlichen Länge und Intensität des Tages – die Schülerinnen und Schüler hatten sich vor der Abfahrt nach Zürich den ganzen Tag in Sportwettbewerben gemessen – und der aussergewöhnlich späten Rückkehr nach Hause (00:17 Uhr wieder in Romanshorn) zeigten sich die dem Anlass entsprechend gekleideten Schülerinnen und Schüler während des Ausflugs engagiert und interessiert. Es war eine insgesamt sehr gelungene, immer wieder sehr lustige und vor allem lehrreiche Exkursion.
Nachfolgend ein paar Eindrücke:
Yves: Mir hat die Exkursion sehr gut gefallen, da wir das Stück schon im Unterricht gelesen und besprochen haben. Das Theater war sehr spannend, da die Szenen und auch die Schauspieler: innen sehr abwechslungsreich waren. Besonders schön fand ich, dass unser Klassenzusammenhalt noch besser geworden ist, da wir uns einmal auch über die Schule hinaus austauschen konnten.
Deborah: Der Theaterbesuch mit der Klasse war eine grossartige Erfahrung. Wir haben nicht nur Neues über das epische Theater gelernt, sondern auch die Zeit mit unserer Klasse genossen. Diese Erinnerung wird uns noch lange begleiten.
Josua: Unser Besuch im Stadttheater Zürich, wo wir das Stück Leben des Galilei sahen, war äusserst spannend und bereichernd. Da wir das Buch bereits gelesen hatten, konnte ich die Handlung und die Charaktere noch besser begreifen und verfolgen. Der begleitende Workshop trug ebenfalls wesentlich zu meinem Verständnis des Theaters bei und vertiefte meine Eindrücke von diesem beeindruckenden Stück.
Text und Bild: Gabriele Desantis
Gabriele Desantis, 21.09.2023